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Was ist Eugenik ?

Im weiteren Sinne eugenische Ideen existieren schon seit der Antike und frühen Neuzeit (Platon, Campanella), wissenschaftlich umsetzbar wurden sie jedoch erst Mitte des 19. Jahrhunderts, nachdem der Siegeszug der Evolutions- und Selektionstheorie begonnen hatte. Bereits wenige Jahre später (1865) hat der Engländer Francis Galton ein Programm zur genetischen Verbesserung der Menschheit vorgeschlagen. Galton hat auch den Begriff ‘Eugenik’ vorgeschlagen (1883), der sich kurz mit ‘gute Abstammung’ übersetzen lässt (Junker/Paul 1999).

Ziel der Eugeniker ist es seither, die genetische Zusammensetzung einer menschlichen Population zu verbessern bzw. eine Verschlechterung zu verhindern. Es wird – modern gesprochen – versucht, den menschlichen Genpool mit wissenschaftlichen Mitteln zu kontrollieren und die biologische Evolution der Menschen planmäßig und bewusst zu gestalten.

Die konkreten Ziele, die unter dem allgemeinen Wunsch nach einer Verbesserung subsumiert wurden, haben je nach politischem Standpunkt und historischer Situation stark geschwankt. Es lassen sich aber einige Gemeinsamkeiten feststellen; meist ging es um Gesundheit, Intelligenz, positives Sozialverhalten und manchmal auch um Schönheit. Man nahm an, dass diese Eigenschaften zumindest zu einem Teil erblich bedingt sind und wollte den biologischen Anteil verbessern.

Dies wurde meist nicht als Alternative, sondern als Ergänzung zur Verbesserung der allgemeinen sozialen und Umweltbedingungen der Menschen, von der Hygiene bis zur Erziehung, gesehen. Auch die Motive für eugenische Programme wandelten sich je nach politischem und historischem Kontext. Während seit der Antike bis in die Neuzeit die Erhöhung der menschlichen Glücksfähigkeit im Vordergrund stand, waren es mit Beginn des Imperialismus die militärischen oder ökonomischen Erfordernisse des jeweiligen Staates. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde meist das Leiden der Kranken und ihrer Angehörigen oder der Wunsch der meisten Eltern nach einem gesunden Kind angeführt.

An den Konzepten der Eugenik wurde auch Kritik geübt. In Deutschland bestritt z.B. der Biologe Oscar Hertwig (1918) die Durchführbarkeit der eugenischen Ideen, da der dafür benötigte „Züchtungsstaat“ aus verschiedenen Gründen nicht realisierbar sei: Gesetze zur Einschränkung des Selbstbestimmungsrechts und der Eheschließung würden am Widerstand der Betroffenen scheitern; zudem könne die Verantwortung für die Folgen der eugenischen Programme wegen der mangelnden Kenntnis der biologischen Grundlagen nicht übernommen werden. Diese Kritikpunkte werden auch heute noch vorgetragen.

In den 1920er und 1930er Jahren kam es aufgrund der wissenschaftlichen Fortschritte der Genetik zu einer Konkretisierung der eugenischen Ideen. In der Genetik kann man Mutationen danach, in welchem Maße sie die Lebensfähigkeit der Organismen beeinflussen, unterscheiden. Eine Anhäufung schädlicher Mutationen wird als Degeneration oder genetische Belastung bewertet. Eine Abnahme des Selektionsdrucks führt beispielsweise bei gleicher Mutationsrate zu Rückschritten, da die meisten Mutationen eine Verschlechterung darstellen. Die Erfahrungen und Folgen des Ersten Weltkrieges, ökonomische Probleme (Weltwirtschaftskrise) und soziale Konflikte, die in einer allgemeinen Angst vor dem Verfall sozialer und kultureller Errungenschaften Ausdruck fanden, konnten nun scheinbar plausibel mit biologischen Argumenten unterfüttert werden. Entsprechend erhoffte man sich eine Verbesserung durch biologische Gegenmaßnahmen. Es wurden Sterilisationsgesetze und Einwanderungsbestimmungen erlassen, aber auch die heute selbstverständlichen Maßnahmen zum Schutz vor mutagenen Strahlen und Substanzen eingeführt und finanzielle bzw. städtebauliche Programme initiiert, die es Familien der Mittelschicht erleichtern sollten, Kinder zu haben.

Eugenische Vorstellungen waren international verbreitet. Die Verbindung von Eugenik und Rassismus – speziell in seiner antisemitischen Variante in der NS-Zeit – war ein historischer Sonderfall, der nicht generalisiert werden kann. Inhaltlich sind Eugenik und Rassismus nur unter bestimmten Voraussetzungen zu vereinbaren. So wurde beispielsweise angenommen, dass bestimmte menschliche Bevölkerungsgruppen (‘Rassen’) mehr schlechte Gene aufweisen als andere. Eine quantitative Zunahme dieser Bevölkerungsgruppen würde dann zu einer allgemeinen Verschlechterung des genetischen Materials dieser Bevölkerungsgruppe (des Genpools) führen. Es wurde auch behauptet, dass die Vermischung von Rassen als solche ungünstig sei. Beide Ansichten waren aber keineswegs allgemeines Gedankengut der Eugeniker. [...]

Die Eugenik hatte – weitgehend unabhängig von der politischen Ausrichtung – seit Ende des 19. Jahrhunderts in allen Industriestaaten einflussreiche Vertreter. Sie wurde in den westlichen Demokratien USA und Großbritannien geschätzt und fand sowohl in der frühen Sowjetunion als auch in Deutschland vor und nach 1933 Fürsprecher. Die Vertreter der Eugenik verband eine wissenschafts- und technologiefreundliche Grundüberzeugung, die sich auch auf die menschliche Fortpflanzung erstreckte. Die Frontstellung pro und contra Eugenik verlief also in erster Linie entlang der Einstellung zum technischen Modernismus und nicht nach einem politischen Rechts-links-Schema. Erst in den 1970er Jahren kam es aus verschiedenen Gründen zu einer deutlichen Abwendung von der Eugenik.

(aus T. Junker & U. Hoßfeld. Die Entdeckung der Evolution – Eine revolutionäre Theorie und ihre Geschichte. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2001, S. 212-214).


Ein allgemeiner Überblick und Literaturhinweise zur Theorie und Geschichte der Eugenik finden sich in: T. Junker & Sabine Paul. „Das Eugenik-Argument in der Diskussion um die Humangenetik: eine kritische Analyse.“ In Biologie und Ethik. Hg. von E.-M. Engels. Universal-Bibliothek, Nr. 9727. Stuttgart: Philipp Reclam jun., 1999, S. 161-193.

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Publikationen zur Geschichte der Eugenik, Humangenetik und Gentechnik

Thomas Junker.
„Biologie und gesellschaftliche Reformprojekte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.“
In Tamás Meleghy & Heinz-Jürgen Niedenzu, Hgg. Soziale Evolution. Die Evolutionstheorie und die Sozialwissenschaften. Österreichische Zeitschrift für Soziologie, Sonderband 7. Wiesbaden: Westdeutscher Verlag, 2003, S. 316-30. 


„Die Hauptursachen der Degeneration der Kulturen und Kulturvölker sind aber nach meiner festen Überzeugung biologischer Natur, und leider sind fast alle Historiker, Wirtschaftspolitiker, Soziologen usw. biologisch hoffnungslos ungebildet und kommen mit allen ihren Untersuchungen nie recht an den Kern der Sache heran“ (Erwin Baur 1933: 3-4).

Die Frage, ob bei der Organisation menschlichen Zusammenlebens auch Erkenntnisse und Theorien der Biologie berücksichtigt werden müssen, wird bis heute mit beträchtlicher emotionaler Energie diskutiert. Auf einer grundlegenden Ebene wird und wurde dies zwar allgemein anerkannt Menschen haben aufgrund ihrer Biologie Bedürfnisse wie Wohnen, Nahrung, Licht, Luft usw., ohne die sie nicht existieren können und die für eine gewisse Lebensqualität notwendig sind.
Welche (echten oder vorgeblichen) Bedürfnisse konkret genannt oder ignoriert wurden und welche eine vordergründig biologische Begründung erhielten, hat im Laufe der Geschichte je nach Stand der Wissenschaft und der politischen Situation stark geschwankt. Entsprechend vielfältig waren auch die konkreten Vorschläge von Biologen, wie die Erkenntnisse ihrer Wissenschaft umzusetzen sind. [...]

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Sabine Paul & Thomas Junker.
„Evolutionäres Zufallsereignis: Eugenische Aspekte der Gentechnik – Lotterie der Natur oder genetische Selbstbestimmung,“
Freitag no. 49, 1. Dezember 2000, S. 11.

T. Junker & S. Paul. „Wer entscheidet?“ Freitag no. 2, 5. Januar 2001, S. 11.


Die Heiligkeit der Lotterie der Natur

Von Vertretern der Gentechnik wird aus den Pervertierungen der Vergangenheit nicht der Schluss gezogen, dass die neuen biologischen Techniken grundsätzlich abzulehnen sind, sondern dass die historische Erfahrung die möglichen Gefahren verdeutlicht, die bei einer Wahrung der Chancen beachtet werden müssen. Der Missbrauch der Gentechnik wird nicht als inhärent, sondern als Folge der gesetzlichen und politischen Rahmenbedingungen gesehen. Dieser Gegenpol fehlt in Deutschland weitgehend, es gibt nur wenige offensive Verfechter, und ihre Position ist in den Medien und in der bioethischen Diskussion stark unterrepräsentiert.  

Zu den Ausnahmen zählt der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, Hubert Markl, der darauf verweist, dass es legitim und sinnvoll ist, aus der Vergangenheit zu lernen. Zugleich setzt er sich aber für eine sachliche Auseinandersetzung mit den heutigen Chancen und Risiken ein.
Andernfalls würde man in die ethisch untragbare Situation kommen, heutige oder zukünftige Generationen für Verbrechen ihrer Vorfahren leiden zu lassen. Mit welcher Rechtfertigung sollte man aber Mittel zur Verbesserung der Lebensqualität verhindern, nur weil diese in der Vergangenheit missbräuchlich angewendet wurden?
Letzteres würde bedeuten, dass man Frauen zwingt, Kinder mit einer genetischen Veranlagung für später möglicherweise auftretende Krankheiten auszutragen, auch wenn sie dies nicht wollen. [...]

Ein Teil der Bevölkerung wird aus religiösen oder anderen Gründen für sich selbst keine genetischen Tests in Anspruch nehmen. Gibt ihnen das aber das Recht, alle anderen zu zwingen, sich ebenso der „Lotterie der Natur“ zu unterwerfen und auf eine aktive Gestaltung ihrer eigenen Gesundheit und der Gesundheit ihrer Kinder zu verzichten? Die meisten Eltern wollen gesunde Kinder, und sie werden aus diesem Grund Methoden genetischer Diagnostik zur Familienplanung in Anspruch nehmen, wenn diese sicher, ungefährlich und verfügbar sind. Wenn sich nun eine größere Zahl von Eltern in diesem Sinne entscheidet, kann es zur Abnahme der Häufigkeit eines bestimmten krankheitserzeugenden Gens kommen. Durch die modernen Methoden der Gentests wird deshalb der alte Traum vieler Eugeniker von der Verbesserung des Genpools auf freiwilliger Basis Realität.

Statt eines Verbots von Methoden, die genetische Selbstbestimmung ermöglichen, ist es notwendig, die politischen und sozialen Rahmenbedingungen zu schaffen, um Diskriminierung und Benachteiligung zu vermeiden. Diese Forderung entspricht einer wissenschaftlichen und säkularen Weltanschauung, die sich auch auf die menschliche Fortpflanzung erstreckt.

Im Sinne der Evolutionstheorie ist die aktuelle Zusammensetzung des menschlichen Genoms nichts Heiliges, sondern ein historisches Durchgangsstadium. Auch die Menschen sind eine biologische Art, deren Genpool sich im Laufe vieler Millionen Jahre durch Mutationen, Selektion und verschiedene Zufallsereignisse herausgebildet hat. Durch diesen ungesteuerten Naturprozess sind faszinierende Anpassungen und Fähigkeiten entstanden, es haben sich aber auch eine ganze Reihe von Eigenschaften erhalten, auf die die meisten Menschen wohl gerne verzichten würden. Alter und Krankheit gehören dazu.

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Thomas Junker & Sabine Paul. „Der Zwang des Globalen,“
Zeitschrift für KulturAustausch 50 (2000), no. 3: 58-60.

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Sabine Paul & Thomas Junker.
„Reproduktionsmedizin, Gentechnik und die Angst vor der Eugenik,“

Forum Sexualaufklärung und Familienplanung
(Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung) (2000), no. 1/2: 35-41. 

"Die Angst vor der Eugenik steht im Zentrum der Auseinandersetzungen um die moderne Reproduktionsmedizin und Gentechnik. Trotz aller Mehrdeutigkeit und Verschwommenheit sind zwei sich wechselseitig verstärkende Grundgedanken hinter dieser Angst zu erkennen: Die historische Erfahrung der nationalsozialistischen Verbrechen und der Widerstand gegen fremdbestimmte genetische Manipulationen an Menschen.
Beide Punkte erklären nicht nur die Abwehr und Angst vor biologischen oder medizinischen Techniken, sondern lassen die Eugenik auch als verwerflich erscheinen. Allerdings, und diese Voraussetzung wird in der Diskussion meist stillschweigend übergangen, ist dies nur dann der Fall, wenn zwischen nationalsozialistischen Verbrechen, Eugenik, moderner Gentechnik und Zwangsmaßnahmen tatsächlich ein notwendiger Zusammenhang besteht.
Wir werden im folgenden zeigen, dass es sich dabei zum einen um ein völlig verzerrtes Bild der historischen Vorgänge handelt und dass man so zum anderen auch den durch die gentechnischen Methoden aufgeworfenen ethischen Fragestellungen nicht gerecht wird. Die Themen Eugenik, Gentechnik und Reproduktionsmedizin sind zu wichtig, als dass man sie im Status ungeklärter Schlagworte und Emotionen belassen sollte."

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Thomas Junker & Sabine Paul.
„Das Eugenik-Argument in der Diskussion um die Humangenetik: eine kritische Analyse.“

In Biologie und Ethik. Hg. von Eve-Marie Engels. Universal-Bibliothek, Nr. 9727. Stuttgart: Philipp Reclam jun., 1999, S. 161-93.

Zusammenfassung:
In der aktuellen Diskussion über Ziele und Methoden der Humangenetik wird häufig die Behauptung vorgebracht, daß von der Humangenetik eugenische Ziele verfolgt werden. Diese Aussage hat besondere Relevanz, da die Eugenik von vielen Menschen mit nationalsozialistischen Verbrechen verknüpft wird. Um die Berechtigung entsprechender Vorstellungen zu überprüfen, werden wir auf die Geschichte der Eugenik eingehen. Der historische Ansatz soll zum einen eine Klärung des Begriffs ‘Eugenik’ ermöglichen, zum anderen zeigen, welches Verhältnis zwischen Eugenik und Nationalsozialismus bestand. Wir werden zu dem Ergebnis kommen, daß es eine Verzerrung der historischen Tatsachen darstellt, wenn man die Geschichte der Eugenik auf den Sonderfall der nationalsozialistischen Rassenhygiene reduziert. In einem weiteren Abschnitt wird diskutiert, welche Beziehungen zwischen modernen humangenetischen Praktiken und eugenischen Programmen bestehen. Es läßt sich feststellen, daß die Eugenik in der gegenwärtigen Humangenetik eine völlig untergeordnete Rolle spielt. 

Schlußbemerkung:
Das größte Problem, das einer rationalen Auseinandersetzung über die inhaltlichen und ethischen Probleme der Humangenetik und der Eugenik entgegensteht, ist, daß der schlagwortartige Hinweis auf angebliche eugenische Ziele und die meist unreflektierte Behauptung, daß die Eugenik unter allen Umständen abzulehnen sei, nicht hinterfragen werden. Ursache hierfür ist, daß „an Stelle wissenschaftlichen Denkens politisches Fühlen mit allen Merkmalen der massensuggestiven Beeinflussung durch Schlagworte Eingang gefunden hat“ (Julius Bauer 1935). [...]

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Thomas Junker.
„Eugenik, Synthetische Theorie und Ethik. Der Fall Timoféeff-Ressovsky im internationalen Kontext.“

In Ethik der Biowissenschaften: Geschichte und Theorie. Hg. von Eve-Marie Engels, Thomas Junker und Michael Weingarten.

Verhandlungen zur Geschichte und Theorie der Biologie, Bd. 1.

Berlin: Verlag für Wissenschaft und Bildung, 1998, S. 7-40.

Zusammenfassung:
Nikolai W. Timoféeff-Ressovsky (1900-1981) war einer der wichtigsten Vertreter der Populationsgenetik der 1930er Jahre und maßgeblich an der Entwicklung der Synthetischen Theorie in Deutschland beteiligt. Während seine evolutionstheoretischen Arbeiten von Wissenschaftshistorikern noch kaum gewürdigt wurden, sind seine eugenischen Vorstellungen scharf kritisiert und zusammen mit anderen Belegen als Hinweise auf seine Kollaboration mit dem Dritten Reich gewertet worden. Diese Vorwürfe sollen unter wissenschaftsethischen Aspekten auf ihre Berechtigung untersucht werden, indem Timoféeff-Ressovskys Aussagen zum einen mit entsprechenden Aussagen britischer und amerikanischer Biologen verglichen, zum andern auf dem Hintergrund der eugenischen Praxis der NS-Zeit bewertet werden. Die sich anschließende Analyse der Prämissen, von denen Kritiker von Timoféeff-Ressovsky aus argumentieren, wird zeigen, wie Erfahrungen mit dem Faschismus als Vorwand dienen, um eine wissenschaftsfeindliche Einstellung zu propagieren.

Abstract:
Nikolai W. Timoféeff-Ressovsky (1900-1981) was one of the most important representatives of population genetics in the 1930s and played a decisive role in the development of the synthetic theory in Germany. While his publications dealing with the theory of evolution have not created much interest from historians of science so far, his notions concerning eugenics have been criticized severely and were seen – together with other indications – as a sign of his collaboration with the Third Reich. These accusations will be analyzed and evaluated under the perspective of the ethics of science by comparing Timoféeff-Ressovsky’s notions with the corresponding ideas of British and American biologists and in context with the eugenic politics of the Third Reich. The subsequent analysis of the premises by which the critics of Timoféeff-Ressovsky are informed will document that experiences with fascism are used as a pretext to propagate an anti-scientific attitude.

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Sabine M. Paul & Thomas Junker. „Eugenics and Genetic Testing for Cancer Predispositions.“
In HUGO: Human Genome Meeting 1998 Turin, Meeting Programm and Abstract Book. London: HUGO, 1998.


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Thomas Junker.
„Kulturpessimismus und Genetik: Von Weimar zum Dritten Reich,“
Biologisches Zentralblatt 115 (1996): 145-52.

Abstract:
During the 1920s and 1930s a widespread fascination with cultural pessimism was on the upsurge in the German speaking countries. Scientists from various disciplines reacted to this state of mind by discussing the actual or presumed problems of the time and by developing suggestions for a possible solution (Erwin Baur, Sigmund Freud, Konrad Lorenz). In this situation geneticists conceived of the crisis as a genetic crisis and, accordingly, suggested genetic, i. e. eugenic, measures. In the decades after 1945 eugenic ideas were considered obsolete for both scientific and political reasons. Latest developments, however, seem to suggest that a revival of eugenic views is currently in progress.

Zusammenfassung:
In den zwanziger und dreißiger Jahren kann man im deutschsprachigen Raum eine weitverbreitete kulturpessimistische Stimmung beobachten. Als Reaktion auf das Gefühl der Krise haben sich Wissenschaftler aus den verschiedensten Bereichen mit den realen oder vermuteten Problemen der Zeit auseinandergesetzt und Lösungsvorschläge entwickelt (Erwin Baur, Sigmund Freud, Konrad Lorenz). In dieser Situation wurde die Krise von Genetikern als eine genetische Krise aufgefaßt und entsprechend wurde eine Lösung auf diesem Wege, d. h. durch eugenische Maßnahmen, vorgeschlagen. Nach 1945 galten eugenische Vorstellungen als politisch und wissenschaftlich obsolet, neueste Entwicklung lassen jedoch vermuten, daß es zu einer Renaissance eugenischer Anschauungen kommen wird.

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