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Was ist Evolution?

Im allgemeinen Sinn bedeutet ‘Evolution’ lediglich Veränderung und ist allumfassend: Galaxien, Sprachen, politische Systeme und die Wissenschaft, sie alle verändern sich. Der gegenwärtige Zustand der Welt, in der wir leben, ist durch eine lange Folge natürlicher Veränderungen entstanden. Mit dieser grundlegenden Annahme sind viele verschiedene spezielle Vorstellungen darüber, wie diese Veränderungen abliefen, zu vereinbaren. Im Laufe der Jahrhunderte wurden von Wissenschaftlern unterschiedliche Theorien und Hypothesen vorgeschlagen, von denen Darwins Theorie der natürlichen Auslese nur eine Möglichkeit ist. Erst nach langen Diskussionen und genaueren Untersuchungen kam es zum heutigen Konsens in Grundfragen.



Das Wort ‘Evolution’ kommt aus dem Lateinischen, von evolvere = ‘abwickeln’ bzw. evolutio = ‘ausrollen,’ und legt das Auswickeln einer bereits existenten Struktur aus einer kompakten Form nahe [...]. In der Biologie diente das Wort im 18. Jahrhundert zunächst dazu, die embryologische Entwicklung im Sinne der Präformationslehre (als Auswickeln schon vorhandener, präformierter Strukturen) zu bezeichnen. Die frühesten Übertragungen des Wortes ‘Evolution’ auf die Geschichte des Lebens tragen diese Bedeutung noch in sich, da viele Biologen des 19. Jahrhunderts davon ausgingen, dass die Veränderung der Arten notwendig bestimmte Stufen auf ein vorherbestimmtes Ziel hin durchläuft. Darwin benutzte den Begriff ‘Evolution’ zunächst nicht und sprach von ‘gemeinsamer Abstammung mit Modifikationen’, andere Autoren von ‘Transmutation’ oder ‘Deszendenz’. Der Philosoph Herbert Spencer führte in den 1860er Jahren die Verwendung von ‘Evolution’ im modernen Sinne für die Veränderung von Arten ein.

Grundlegender Gedanke der Evolutionstheorie ist, dass die Welt weder unveränderlich noch vor kurzer Zeit entstanden ist. Evolution bedeutet aber mehr als reine Veränderung über lange Zeit. Es wird weiter angenommen, dass die Veränderungen kumulativ sind und zu einer völlig neuen Situation führen. Wenn man dagegen vermutet, dass die Veränderungen nur gering sind und in einer Weise vorkommen, dass sie sich gegenseitig aufheben, so bleibt das allgemeine Bild gleich („steady-state“-Theorie). Eine ähnliche Situation entsteht, wenn sich die Welt nur zyklisch ändern würde, wie beispielsweise die Jahreszeiten. Dagegen wird in der Evolutionstheorie angenommen, dass der Endzustand sich deutlich vom Ausgangszustand unterscheidet. Es wird eine Richtung impliziert, vom Anfang zu einem sich beträchtlich unterscheidenden Endpunkt und nicht nur das Schwanken um einen Mittelwert oder die zyklische Wiederkehr des ewig Gleichen.

Evolution impliziert heute also eine allgemeine, in den großen Zügen irreversible Veränderung der Welt und der biologischen Arten über lange Zeiträume. Nach der modernen Auffassung umfasst die biologische Evolution zudem zwei voneinander weitgehend unabhängige Vorgänge: Die Weiterentwicklung von Arten in der Zeit (Transformation) und ihre Aufspaltung im Raum (Speziation). Es handelt sich dabei um Veränderungen in den Eigenschaften von Populationen von Organismen, die die Lebenszeit eines einzelnen Individuums überschreiten. Die Entwicklung eines Individuums wird nicht als Evolution bezeichnet – einzelne Lebewesen evolvieren nicht. Unter den Veränderungen von Populationen wiederum werden nur solche als evolutionär bezeichnet, die erblich sind und über das genetische Material von einer Generation zur nächsten weitergegeben werden. Dieser Wandel kann geringfügig oder grundlegend sein und umfasst alles von geringen Verschiebungen der Häufigkeit bestimmter Allele bis zur Entstehung der heutigen Tiere und Pflanzen aus den frühesten Einzellern sowie aus anorganischer Materie.

Obwohl also auch geringe Veränderungen zur Evolution gehören, werden wir im weiteren Verlauf unter einer ‘echten’ Evolutionstheorie nur solche Konzepte verstehen, die die heutige Vielfalt der Organismen wesentlich als Folge eines natürlichen Wandels von Arten erklären. Wenn also ein Autor glaubt, dass Arten erschaffen wurden oder durch Urzeugung entstanden sind und sich dann in geringem Maße erblich an ihre Umwelt angepasst haben, so werden dabei in gewissem Maße evolutionäre Veränderungen anerkannt. Nach dem sehr viel wichtigeren Mechanismus werden wir hier von Ursprungs- oder Schöpfungstheorien sprechen. Evolutionstheorien sind nur solche, die die allmähliche und unbegrenzte Umgestaltung von Arten anerkennen. 

Evolution: eine historische Tatsache

Obwohl die Ablehnung der Evolutionstheorie zu einem großen Teil weltanschaulich bedingt ist, gab und gibt es – wie in jedem anderen wissenschaftlichen Gebiet auch – strittige Fragen. Zum Teil sind sie Folge der Schwierigkeit, die Evolution direkt zu beobachten. Dies war allerdings schon zu Darwins Zeiten nur mehr sehr bedingt der Fall, denn die Tier- und Pflanzenzüchter hatten nachgewiesen, dass sich bestimmte Haustierrassen (z.B. Hunde und Tauben) in historischen Zeiträumen erstaunlich stark verändert haben. Wenn es sich um die Stammesgeschichte ganzer Tiergruppen über längere Zeiträume handelt, ist ein entsprechender experimenteller Nachweis dagegen nicht möglich und wir sind auf indirekte Belege und Indizien (z.B. die Fossilien) angewiesen.

Damit wird die Evolution der Organismen aber nicht zu einer hypothetischen Annahme, sondern, wie der Philosoph Hugo Dingler konstatierte, es handelt sich um „eine geschichtliche Tatsache, die ebenso sicher ist, und den gleichen Geltungswert hat, wie irgendeine andere geschichtliche oder historische Tatsache überhaupt, etwa wie die Alexanderzüge oder die Entstehung der Alpen oder des Christentums usw., die alle methodisch auch nur auf genau den gleichen Prinzipien gesichert werden können“ (Dingler 1940: 232). Dass es sich bei der Evolution um eine historische Tatsache handelt, kann heute von „keiner informierten und unvoreingenommen Person bestritten werden“ (Futuyma 1986: 15), darin sind sich die Evolutionstheoretiker und Biologen einig (z.B. Dobzhansky et al. 1977: 5; Remane et al. 1980: 17-77; Siewing 1987: 139; Mayr 1991: 162).

Die Evolution und die gemeinsame Abstammung der Organismen sind Tatsachen, über ihren konkreten historischen Verlauf dagegen gibt es verschiedene Theorien und Hypothesen. Die Rekonstruktion der Geschichte muss wegen der lückenhaften und manchmal auch widersprüchlichen Daten aus Paläontologie, vergleichender Anatomie, Biogeographie, Systematik und Genetik oft vorläufig und spekulativ bleiben. Ebenso wie es mehr oder weniger gesicherte Theorien und Hypothesen über einzelne Episoden der Stammesgeschichte gibt, werden bis heute verschiedene Ansichten über die Vollständigkeit und das Verhältnis der einzelnen Evolutionsfaktoren (z.B. Selektion, Mutation, Rekombination, Isolation, Populationswellen) diskutiert. Dass die natürliche Auslese, Mutationen etc. existieren und in der Lage sind, eine biologische Art zu verändern, d.h. zur Evolution zu führen, ist heute eine gesicherte Tatsache. Strittig ist allenfalls, welche Relevanz die einzelnen Faktoren haben, ob es noch weitere, unentdeckte gibt und wie sie interagieren. Als Darwin sein berühmtes Buch On the Origin of Species 1859 veröffentlichte, war die Beweislage noch nicht so eindeutig und es bedurfte kontroverser Diskussionen, empirischer Funde sowie experimenteller Untersuchungen, um die Richtigkeit seiner Thesen nachzuweisen.

(aus T. Junker & U. Hoßfeld. Die Entdeckung der Evolution – Eine revolutionäre Theorie und ihre Geschichte. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2001, S. 12-17).

Link: AG Evolutionsbiologie im Verband Deutscher Biologen



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Was ist Darwinismus?  

Unter Darwinismus versteht man seit den 1860er Jahren einen bestimmten Typus von Evolutionstheorien. Seit dieser Zeit haben aber kaum je zwei Autoren das Wort ‘Darwinismus’ in genau der gleichen Weise aufgefasst und verwendet. Man übernahm von Darwin einzelne seiner Theorien und fügte andere hinzu, so dass mit dem Begriff bald nicht nur die Ideen verbunden wurden, die Darwin ursprünglich oder später lehrte, sondern auch solche, die er hätte vertreten sollen oder können, ja sogar solche, von denen er sich ausdrücklich distanzierte [...].

Diese Vielfalt der Interpretationen hat verschiedene Ursachen. Zum einen haben sich manche Autoren auf unterschiedliche Komponenten in Darwins Gesamt-Theorie bezogen und beispielsweise nur die Evolutions- oder die Selektionstheorie als ‘Darwinismus’ bezeichnet. Zum anderen macht es einen großen Unterschied, welchen persönlichen Hintergrund und welche eigenen Interessen eine Person hat. Ein Theologe, Soziologe oder Philosoph wird mit dem Begriff etwas anderes verbinden als ein Naturwissenschaftler, und selbst innerhalb der Biologie haben Genetiker, Systematiker oder Paläontologen unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt. Ähnliches gilt für die Übertragung der Theorien Darwins aus dem britischen Kontext in die von anderen wissenschaftlichen, politischen, kulturellen und sozialen Erfahrungen geprägten Nationen Kontinentaleuropas oder Nordamerikas, die keine passive Rezeption, sondern ein aktiver Prozess selektiver Aneignung und Interpretation war. Auch wird ein Gegner von Darwins Theorien ein anderes Bild des Darwinismus zeichnen, als ein Anhänger. Und schließlich veränderte sich der Darwinismus kontinuierlich als er wissenschaftlich reifte und sich weiterentwickelte.

In Anbetracht des ständigen Wechsels in den Bedeutungen, die dem Begriff ‘Darwinismus’ beigelegt wurden, stellt sich die Frage, ob sich in diesen Varianten eine gewisse Kontinuität sowie Gemeinsamkeiten aufweisen lassen. Eine historische und inhaltliche Analyse der verschiedenen Verwendungen zeigt, dass dies tatsächlich der Fall ist. Die Basis der Übereinstimmung besteht darin, dass sie sich überwiegend auf wichtige theoretische Elemente beziehen, die Darwin in Origin of Species und späteren Werken dargelegt hat. Es ist allerdings nicht möglich, einfach diese Theorien in allen ihren Einzelheiten als Grundlage zu nehmen. Im 3. Kapitel haben wir beschrieben, dass Darwin seine Vorstellungen zwar als Einheit vorgestellt hat, dass es sich dabei aber um ein ganzes Bündel verschiedener Theorien handelte, die auch einen gewissen Wandel im Laufe seines Lebens erfuhren. Noch viel weniger kann man die persönlichen Überzeugungen der ‘Darwinisten’ zur Grundlage nehmen, wenn man darunter die Wissenschaftler in Darwins Umfeld versteht oder alle Autoren, die sich selbst als Darwinisten bezeichneten. Darwins engste wissenschaftliche Freunde Lyell, Hooker, Huxley und Gray beispielsweise konnten sich kaum auf einen gemeinsamen theoretischen Nenner einigen.

Von Grenzfällen abgesehen war die Situation für Darwins Zeitgenossen in den ersten Jahren nach 1859 aber relativ eindeutig: Wenn jemand annahm, dass die biologischen Arten durch Wandel aufgrund natürlicher Ursachen aus wenigen früheren Arten entstanden sind, war er Darwinist, wer an einzelne Schöpfungen (den Kreationismus) glaubte, war Anti-Darwinist. Dieser Unterscheidung gab Haeckel Ausdruck, wenn er davon sprach, dass auf der Fahne der Darwinisten die Worte „Entwickelung und Fortschritt“ stehen, auf der seiner Gegner „Schöpfung und Species“ (Haeckel 1864: 17-8). Darwins Argumentation gegen den Schöpfungsglauben und seine materialistische Erklärung der Vielfalt der organischen Welt und ihrer Geschichte waren der Kern des Darwinismus in den 1860er und 1870er Jahren. Unter Darwinismus verstand man deshalb oft die Kombination der beiden Konzepte Evolution und gemeinsame Abstammung ohne Rücksicht auf den zugrunde gelegten Evolutionsmechanismus.

Da die allgemeine Evolutionstheorie aber auch schon vor Darwin von verschiedenen Autoren vertreten worden war, wurde parallel dazu eine abweichende Definition des Darwinismus gebräuchlich. Eine ganze Reihe von Autoren – sowohl Anhänger als auch Gegner Darwins! – verwiesen nun darauf, dass die Selektionstheorie der ausschließliche oder doch wesentliche Kern des Darwinismus sei. Diese Interpretation setzte sich erst in den Jahren nach 1930 allgemein durch, wurde aber auch schon im 19. Jahrhundert vertreten. So schrieb der Botaniker Carl Nägeli 1865: „Die Nützlichkeitstheorie [= Selektionstheorie] ist der Darwinismus“ (Nägeli 1865: 16-7 Fn.), und Haeckel erläuterte ein Jahr später: „Diese Selections-Theorie ist es, welche man mit vollem Rechte, ihrem alleinigen Urheber zu Ehren, als Darwinismus bezeichnen kann, während es nicht richtig ist, mit diesem Namen, wie es neuerdings häufig geschieht, die gesammte Descendenz-Theorie zu belegen, die bereits von Lamarck als eine wissenschaftlich formulirte Theorie in die Biologie eingeführt worden ist“ (Haeckel 1866, 2: 166).

Seit dieser Zeit werden von den verschiedenen Autoren, je nach persönlichem Standpunkt und Interessen, die Theorien der gemeinsamen Abstammung und der Evolution oder alternativ dazu die Selektionstheorie als Darwinismus bezeichnet.

Bereits in den ersten Jahren nach der Veröffentlichung von Origin of Species wurde auch auf die Verbindungen zwischen Darwinismus und weltanschaulichen Überzeugungen hingewiesen. Der Darwinismus wurde mit progressiven und liberalen politischen Ideen verbunden, später auch mit einer Glorifizierung des Kampfes ums Dasein zwischen den Menschen [...]. Einige von Darwins wichtigeren Konzepten, wie die Betonung der individuellen Variabilität, die natürliche Auslese, der Kampf ums Dasein, die natürliche Erklärung der Evolution einschließlich der Entstehung der Menschen sowie das Verhältnis von Zufall und Notwendigkeit berühren in der Tat zentrale philosophische und weltanschauliche Ideen. Darwins Thesen waren offensichtlich dazu geeignet, Fragen zu beantworten, die von breiten gesellschaftlichen Gruppen als wichtig erachtet wurden. Der Darwinismus wurde deshalb von einer ganzen Reihe von politischen Bewegungen aufgegriffen, vom Materialismus und Marxismus über den Liberalismus bis zum Nationalsozialismus usw. Er war und ist aber selbst keine Weltanschauung, sondern eine naturwissenschaftliche Theorie.

Beim Darwinismus handelt es sich also nicht um eine einheitliche, engbegrenzte Theorie, sondern um ein Geflecht aus verschiedenen theoretischen und empirischen Elementen. Er ist vor allem nicht mit der Evolutionstheorie identisch. Es gab und gibt die unterschiedlichsten Evolutionstheorien, die nur zum Teil mit den hier genannten Kriterien übereinstimmen. Im nächsten Kapitel werden wir einige dieser Konzepte vorstellen. Die naturalistische Erklärung der Evolution durch Selektion, d.h. der Darwinismus i.e.S., hat sich aber in den letzten knapp 150 Jahren verändert. Man hat dem Rechnung getragen, indem man einzelne wichtigere Entwicklungsstufen spezifizierte. Folgende Varianten bzw. Phasen lassen sich unterscheiden:

1) Im klassischen Darwinismus (nach 1859) ist die Selektion der wichtigste richtende (zur Anpassung führende) Evolutionsfaktor, es werden aber auch lamarckistische Effekte akzeptiert.

2) Weismanns Neo-Darwinismus (nach 1883) zeichnet sich durch die Ablehnung der Vererbung erworbener Eigenschaften aus.

3) Der genetische und populationsgenetische Darwinismus (1915-1932) (Fisher, Baur) widerlegt den Mutationismus der frühen Genetiker, betont die Selektion von kleinen genetischen Unterschieden und löst so das Problem der Anpassung auf Basis der genetischen Theorie.

4) Der synthetische Darwinismus (1930-1950) übernimmt die Theorien des genetischen und populationsgenetischen Darwinismus und integriert zudem die Theorie der Speziation durch geographische Isolation (d.h. die horizontale Komponente der Evolution). Er betont die organismische Perspektive und will eine allgemeine Evolutionstheorie sein.


(aus T. Junker & U. Hoßfeld. Die Entdeckung der Evolution – Eine revolutionäre Theorie und ihre Geschichte. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2001, S. 106-109).




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Synthetische Evolutionstheorie - Synthetischer Darwinismus

Die moderne Evolutionsbiologie wie sie im zweiten Drittel des 20. Jahrhunderts entstand, ist selektionistisch und materialistisch, insofern kann sie sich zu Recht auf Darwin berufen. Als weitere Elemente wurden Ergebnisse und Methoden der Genetik, Populationsgenetik und Systematik integriert. Wie schon bei Darwin bestand das Ziel darin, die Evolution der Organismen möglichst umfassend zu erklären und dabei waren die Methoden und Erkenntnisse möglichst vieler Teilbereiche der Biologie erwünscht. Zusammenfassend lässt sich die Theorie folgendermaßen charakterisieren:

1) In der Tradition von Darwins Origin of Species (1859) steht der kausale Mechanismus und nicht die historische Rekonstruktion der Phylogenie im Vordergrund. Angestrebt wird „ein tieferes Verständnis des Evolutionsmechanismus“ (Timoféeff-Ressovsky 1939a: 159), dessen Aufklärung als erste wichtige Aufgabe angesehen wurde. In bewusster Abgrenzung von idealistischen und vitalistischen Ansichten wurden nur materielle Wirkursachen anerkannt. Der „rein mechanistische Charakter“ (Ludwig 1943a: 517) und der naturwissenschaftliche Materialismus werden vor allem deutlich, wenn es darum geht, sich von den verschiedenen Spielarten des Kreationismus zu distanzieren […].

2) Der Evolutionsmechanismus wurde als Zusammenspiel verschiedener Evolutionsfaktoren bestimmt.

a) Als wichtigster Faktor gilt die Selektion. Die anderen Faktoren erhalten erst im Rahmen der Selektion Bedeutung, in dem sie Auslesematerial zur Verfügung stellen (Mutationen und Rekombination), sowie als begrenzende (Populationsgröße) oder ergänzende Faktoren (geographische Isolation).

b) Auslesematerial 1. Es werden zwei sich ergänzende Quellen des Auslesematerials angenommen: 1) Mutationen und 2) die Rekombination. Die Mutationen müssen bestimmte empirische Eigenschaften aufweisen, um als Lieferant für die genetische Variabilität im Rahmen der Selektionstheorie dienen zu können. Die große Bedeutung der Genetik bestand darin, dass sie die geforderten empirischen Eigenschaften nachweisen konnte.

c) Auslesematerial 2. Bei sich sexuell reproduzierenden Organismen entsteht durch die Rekombination ständig neue genetische Variabilität. Die Rekombination bedingt zudem, dass diese Organismen in Populationen auftreten. Die Veränderungen, denen die genetische Variabilität in Populationen verschiedener Größe unterliegt, wurden von der mathematischen Populationsgenetik theoretisch untersucht. Dabei ließen sich die Bedingungen zeigen, unter denen die Selektion Wirkung entfalten kann.

d) Die Aufspaltung einer Spezies in zwei (reproduktiv getrennte) Spezies wurde durch einen eigenen Evolutionsfaktor erklärt, der sich nicht auf Mutationen, Rekombination oder Selektion zurückführen lässt: Die mechanische (geographische) Isolation zwischen zwei Populationen. Entsprechend wurde in der Evolution zwischen zwei Phänomenen unterschieden: Aufspaltung (Kladogenese) und Weiterentwicklung (Anagenese) […].

3) Die kausale Evolutionstheorie auf der Basis der genannten Faktoren sollte eine allgemeine Evolutionstheorie sein und möglichst alle Phänomene der Evolution erklären. Sie war ursprünglich experimentell an bestimmten Modellorganismen (Drosophila, Antirrhinum) entwickelt und durch mathematische Ableitungen präzisiert und abgesichert worden. Eine weitere wichtige Grundlage waren biogeographische und systematische Beobachtungen. Bis zum Beweis des Gegenteils nahm man an, dass die Evolution aller Organismen (einschließlich der Menschen) und die gesamte phylogenetische Entwicklung auf diese Ursachen zurückzuführen ist. Vor allem wurden die Notwendigkeit bestritten, spekulative Sondermechanismen oder eine eigene Makroevolutionstheorie einzuführen.

4) Um die selektionistische Evolutionstheorie zu modernisieren und ihr den gewünschten allgemeinen Charakter zu geben, war es notwendig, auf eine ganze Reihe verschiedener Disziplinen und ihre Methoden zurückzugreifen. Historisch am wichtigsten waren Genetik, mathematische und ökologische Populationsgenetik, Systematik und Biogeographie. Diese synthetische Bewegung war ein ausgesprochen wichtiges Mittel […] aber sie war nicht das eigentliche Ziel.


(aus T. Junker. Die zweite Darwinsche Revolution. Geschichte des Synthetischen Darwinismus in Deutschland 1924 bis 1950. Acta Biohistorica, Bd. 8. Marburg: Basilisken-Presse, 2004, S. 54-58).




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Ausgewählte Publikationen zur Geschichte der Evolutionstheorie

Thomas Junker.
„Carl Nägeli und der Anti-Darwinismus – Von der Vervollkommnungstheorie zur Makroevolution.“

In Pratum floridum. Festschrift für Brigitte Hoppe. Hg. von Menso Folkerts, Stefan Kirschner und Andreas Kühne. Algorismus, Heft 38. Augsburg: Rauner, 2002, S. 205-19.

"Nachdem der moderne, synthetische Darwinismus in den 1930er Jahren entstanden war, setzte er sich in den folgenden zwei Jahrzehnten weitestgehend gegen seine noch im 19. Jahrhundert mächtigen Rivalen Lamarckismus, Orthogenese und Saltationstheorien durch. [...] Als letzte ernsthafte Herausforderung galt ein blinder Fleck, die Makroevolution — so zumindest sahen es die Kritiker [...].

Die Kritiker des synthetischen Darwinismus konnten diesen nicht grundsätzlich widerlegen, da er experimentell gut bestätigt war. Man bemühte sich aber, zumindest seinen Geltungsbereich einzuschränken. Viele Paläontologen und Morphologen vertraten deshalb die These, dass die Evolution über lange erdgeschichtliche Zeiträume nicht mit Experimenten an Drosophila vergleichbar sei und eigenen Gesetzmäßigkeiten gehorche. Die kausalen Faktoren dieser so genannten Makroevolution sollten nur über lange Zeiträume wirksam werden und waren damit experimentell grundsätzlich nicht erfassbar oder wegen der Seltenheit ihres Auftretens noch nicht gefunden worden. Der Widerspruch wurde meist auf die Formel gebracht, dass die Makroevolution anderen Gesetzen folge als die Mikroevolution (Rensch 1943: 2).

Die Evolution der Organismen wurde also in zwei scharf geschiedene Bereiche unterteilt, die sich auf unterschiedlichen systematischen Ebenen abspielen (als Grenze galt meist die Artbildung), von verschiedenen kausalen Faktoren bestimmt werden, im Organismus zur Entstehung und Veränderung verschiedener Merkmalstypen führen und deren erbliche Eigenschaften mit einem unterschiedlichen materiellen Substrat und Ort (Zellkern bzw. Plasma) verknüpft sein sollen. Verfolgt man diese Idee einer dualistischen Evolutionstheorie in ihrer historischen Entwicklung, so findet man zahlreiche direkte und indirekte Hinweise auf die Theorien des Schweizer Botanikers Carl Nägeli [...]."

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Thomas Junker.
„Darwinismus oder Synthetische Evolutionstheorie?“

In Die Entstehung biologischer Disziplinen II – Beiträge zur 10. Jahrestagung der DGGTB in Berlin 2001. Hg. von Uwe Hoßfeld und Thomas Junker. Verhandlungen zur Geschichte und Theorie der Biologie, Bd. 9. Berlin: Verlag für Wissenschaft und Bildung, 2002, S. 209-30.

Zusammenfassung
Seit den 1930er Jahren gibt es Bestrebungen, den traditionellen Namen ‚Darwinismus’ für die selektionistische Variante der Evolutionstheorie durch ‚Synthetische Theorie’ oder andere Namen zu ersetzen. Dieser Disput um die korrekte Bezeichnung der modernen Evolutionstheorie ist weit mehr als ein Streit um Worte, sondern die Präferenzen für bestimmte Namen repräsentieren auch inhaltliche Denkrichtungen. In meinem Artikel werde ich einige der Vorschläge schildern, die unter den verschiedenen historischen und geographischen Bedingungen gemacht wurden. Nach einer Diskussion der jeweiligen Motive werde ich der Frage nachgehen, warum sich nur ‚Synthetische Theorie’ durchsetzen konnte. Abschließend werde ich erörtern, was dies für unserer Verständnis der Geschichte der Evolutionstheorie bedeutet und einen nomenklatorischen Vorschlag machen.

Summary
Since the 1930s there were attempts to replace the traditional name ‚Darwinism’ for the selectionist version of the theory of evolution by ‘synthetic theory’ or other names. The ensuing controversy about the accurate name for the modern theory of evolution is more than a dispute about words, but the preferences for certain names are associated with conceptual interpretations. In the article I will portray some of the proposals that were made under various historical and geographical conditions. After a discussion of the respective motives I will look into the question, why only ‘synthetic theory’ gained acceptance. In conclusion, I will discuss the consequences of this situation for our understanding of the history of the theory of evolution and make a terminological suggestion.

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Thomas Junker.
„Wandte sich Bernhard Rensch in den Jahren 1933-38 aus politischen Gründen vom Lamarckismus ab?“

In Darwinismus und/als Ideologie. Hg. von Uwe Hoßfeld und Rainer Brömer. Verhandlungen zur Geschichte und Theorie der Biologie, Bd. 6. Berlin: Verlag für Wissenschaft und Bildung, 2001, S. 287-311.

Summary:
Bernhard Rensch (1900-1990) is known as one of the most important architects of the Synthetic Theory of Evolution. The Synthetic Theory is a Darwinian theory and considers selection to be the major directing force in evolution; in contrast to nineteenth century Darwinism, however, it rejects Lamarckian ideas. During the 1930s some of the Lamarckians abandoned their former belief in the inheritance of acquired characteristics and became pure selectionists; one of them was Rensch. In personal recollections scientific reasons for this decision have been reported. Little, however, is known about the actual stages of this change in theoretical outlook. And there is no analysis how the political context may have influenced this process, although Lamarckism had been a politically sensitive topic since the early twentieth century. My article will demonstrate how scientific arguments and political pressures both shaped Rensch’s attitude towards Lamarckism.

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Thomas Junker & Uwe Hoßfeld.
„Synthetische Theorie und ‘Deutsche Biologie’: Einführender Essay.“

In Evolutionsbiologie von Darwin bis heute. Hg. von Rainer Brömer, Uwe Hoßfeld und Nicolaas A. Rupke. Verhandlungen zur Geschichte und Theorie der Biologie, Bd. 4. Berlin: Verlag für Wissenschaft und Bildung, 2000, S. 231-48.

Abstract: Synthetic Theory and NS-Biology: Introductory  Essay
The Synthetic Theory of Evolution originated between 1930 and 1950. Historians of science have pointed out that the Synthesis was a joint venture of Soviet, German, American and British biologists. In the „Introductory  Essay” and the following two papers we will analyzed the ideological and scientific commitment of the German synthesists during the Third Reich. Our analysis is based on four criteria: 1) The general attitude towards the Third Reich. 2) The membership in the NSDAP and other national socialist organizations. Endorsement and disapproval of the state ideology in 3) the scientific work and 4) other publications. We will mainly discuss the various authors that have contributed to the Evolution der Organismen (1943), a collection which is regarded as one of the major cornerstones of the evolutionary synthesis in Germany. Our analysis documents that in spite of political pressure and personal involvement a scientifically sound theory of evolution existed during the Third Reich.

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Thomas Junker.
„Synthetische Theorie, Eugenik und NS-Biologie.“

In Evolutionsbiologie von Darwin bis heute. Hg. von Rainer Brömer, Uwe Hoßfeld und Nicolaas A. Rupke. Verhandlungen zur Geschichte und Theorie der Biologie, Bd. 4. Berlin: Verlag für Wissenschaft und Bildung, 2000, S. 307-60.

Abstract: Synthetic Theory, Eugenics and NS-Ideology
Eugenics (racial hygiene) was one major topic where conflicts between evolutionary biology, genetics and national socialist politics could arise and where biologist could to disclose their loyalty to the Third Reich. My study will demonstrate how the architects of the evolutionary synthesis in Germany (Erwin Baur, Wilhelm Ludwig, Bernhard Rensch, Nikolai Vladimirovic Timoféeff-Ressovsky, and Walter Zimmermann) and other biologists (Konrad Lorenz, Karl Mägdefrau, Hans Bauer, Franz Schwanitz, and Wolf Herre) dealt with this situation, by analyzing their scientific and political ideas in the way introduced in the preceding essay. One result is that most of the authors promoted eugenic ideas, but only half of them adopted the racist interpretation of the Third Reich. Another finding is that there existed no direct connection between party membership and promotion of the state ideology. Neo-Darwinist biologist in general had no closer institutional or conceptual attachment  to the Third Reich than their Lamarckist or Idealist opponents.

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Thomas Junker.
„Adolf Remane und die Synthetische Theorie.“

In Berichte zur Geschichte der Hydro- und Meeresbiologie und weitere Beiträge zur 8. Jahrestagung der DGGTB in Rostock 1999. Hg. von Ekkehard Höxtermann, Joachim Kaasch, Michael Kaasch und Ragnar K. Kinzelbach.
Verhandlungen zur Geschichte und Theorie der Biologie, Bd. 5. Berlin: Verlag für Wissenschaft und Bildung, 2000, S. 131-57.




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Thomas Junker & Dirk Backenköhler.
„‘Vermittler dieses allgemeinen geistigen Handels’: Charles Darwins deutsche Verleger und Übersetzer bis 1882.“

In Repräsentationsformen in den biologischen Wissenschaften. Hg. von Armin Geus, Thomas Junker, Hans-Jörg Rheinberger, Christa Riedl-Dorn und Michael Weingarten. Verhandlungen zur Geschichte und Theorie der Biologie, Bd. 3. Berlin: Verlag für Wissenschaft und Bildung, 1999, S. 249-80.

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Thomas Junker.

„Charles Darwin und die Evolutionstheorien des 19. Jahrhunderts.“

In Geschichte der Biologie. Hg. von Ilse Jahn. 3., neubearb. Auflage. Stuttgart/Jena: Gustav Fischer, 1998, S. 356-85, 703-09.

Neudruck: Heidelberg/Berlin: Spektrum Akademischer Verlag, 2000. 






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Thomas Junker.
„Darwinismus, Materialismus und die Revolution von 1848 in Deutschland. Zur Interaktion von Politik und Wissenschaft,“
History and Philosophy of the Life Sciences 17 (1995): 271-302.

Abstract:
In recent years, the question of national styles in science has received increasing attention. The different forms of Darwinism that emerged in the nineteenth century provide an impressive example of the role of non-scientific factors in the development of scientific ideas. Although the reception of Darwinian theory has been acknowledged to differ according to distinct national traditions even in Darwin’s time, there have been few systematic efforts to understand the underlying causal factors. Usually these explanations have conceived of the relationship of science to its social and political context as a distortion of science by ideology. In contrast to this picture I attempt to demonstrate here how a scientific research program was situated in a concrete historical context. The German tradition of Darwinism in the nineteenth century will be described as a coalition of political liberalism, materialism, and morphology. Whereas the liberals used Darwinism to give their anti-religious and progressive program a naturalistic foundation, the morphologists appreciated that Darwinian theory allowed them to dispense with the idealistic origins of their research program, and the materialists were provided with a naturalistic explanation of the origin of organic form.


Rezension:
„Weder Betschemel noch Vorratskammer. Die Naturauffassung der Revolutionäre von 1848,“ Frankfurter Allgemeine Zeitung, 9. September 1998, S. N 5 (Christoph Kockerbeck.).

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Thomas Junker.

„Zur Rezeption der Darwinschen Theorien bei deutschen Botanikern (1859-1880).“

In Die Rezeption von Evolutionstheorien im 19. Jahrhundert. Hg. von Eve-Marie Engels. Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft, Nr. 1229. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1995, S. 147-81.









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Thomas Junker.
„Albert Wigands Genealogie der Urzellen und die Darwinsche Revolution,“
Biologisches Zentralblatt 112 (1993): 207-14.

Zusammenfassung:
1872 veröffentlichte der Botaniker Albert Wigand eine antidarwinistische Theorie, die Genealogie der Urzellen. Am Beispiel dieser Theorie soll die Frage diskutiert werden, ob es eine Darwinsche Revolution gab. Dabei zeigt sich, daß die Motivation für Wigands Theorie aus seinen religiösen, politischen und methodologischen Vorstellungen zu erklären ist. Die konkrete Form seiner Theorie läßt sich trotz gewisser naturphilosophischer Einflüsse auf eine Analogiebildung zwischen der Metamorphose der Blätter und der Stammesgeschichte der Arten zurückführen (ontogenetisches Paradigma). Wigands Theorie der Genealogie der Urzellen gibt einen Eindruck von der Bedeutung, die Darwins Theorien in der Biologie des 19. Jahrhunderts hatten. Dies gilt sowohl für die Evolutionstheorie als auch für die Selektionstheorie.

Abstract:
In 1872 the German botanist Albert Wigand published an anti-Darwinian theory, the Genealogie der Urzellen. This theory can serve as a case study to decide whether there has been a Darwinian Revolution. Wigand’s motivation to publish his pamphlet will be explained out of his religious, political and methodological convictions. Although there seems to be a certain impact of Naturphilosophie, the special form of his theory is primarily determined by the analogy between the metamorphosis of leaves and phylogeny (ontogenetic paradigm). Wigand’s Genealogie der Urzellen gives an impression of the great importance and influence of Darwin’s Origin of Species. This holds true for the evolution theory as well as the theory of natural selection.

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Thomas Junker.
„Heinrich Georg Bronn und die Entstehung der Arten,“

Sudhoffs Archiv
75 (1991): 180-208.


Zusammenfassung:
Heinrich Georg Bronn gilt als einer der bedeutendsten Paläontologen des 19. Jahrhunderts. 1857 hatte sich Bronn noch eindeutig für eine Konstanz biologischer Arten ausgesprochen und jede Form evolutiver Entwicklung abgelehnt. Als Charles Darwins Origin of Species Ende 1859 erschien, setzte sich Bronn gleichwohl mit großem persönlichen Einsatz für eine deutsche Übersetzung dieses Werkes ein. Bronn äußerte zwar kritische Einwände, vermutete aber zugleich, daß Darwins Theorie die Zukunft gehören werde. Bronns Verhalten ist insofern bemerkenswert, als er (1859) bereits knapp 60 Jahre alt war und ein religiöses Weltbild vertrat. Anhand früher Schriften Bronns und mit Hilfe des Briefwechsels zwischen Darwin und Bronn soll versucht werden, Bronns Beweggründe nachzuvollziehen.

Summary:
Heinrich Georg Bronn, one of the leading nineteenth‑century palaeontologists was also known as the translator of Charles Darwin’s Origin of  Species. He undertook his translation soon after the publication of Darwin’s work and added a critical postscriptum. Still in 1857 Bronn had written unambiguously in favour of the constancy of biological species. After the publication of Origin of Species he thought that in spite of a number of objections which could be brought forward, the future belonged to Darwin’s theory and supported with great commitment its spreading. It is puzzling that Bronn did so when he was almost 60 and committed to a religious outlook. The history of the reception of Darwin’s doctrine shows that, as a rule, older scientists with such religious worldviews would not support Darwin. The analysis of Bronn’s earlier writings and the correspondence between Darwin and Bronn will throw light on the reasons why he represented an exception. Bronn’s opinion of Darwin’s theory shows the wide gap between the older typologically‑inclined natural history and Darwin’s evolutionary theory. To conclude, Bronn’s translation of the Origin of Species as well as his postscriptum were of considerable importance for the reception of Darwin’s ideas in the German‑speaking world.

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